B. Das staatliche Leben in der Provinz Hannover.
Die Provinz Hannover bildet mit 11 anderen Provinzen das
Königreich Preußen. Unser Landesvater, der König und Kaiser Wil-
Helm Il, ist geboren am 27. Januar 1859. Diesen Geburtstag
haben wir in guter Erinnerung; denn er ist für uns seit Jahren ein
Feiertag gewesen, an welchem wir mit immer erneuter freudiger Be-
geisterung sangen:
„Heil dir int Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands,
Heil Kaiser dir".
Am 15 Juni 1888 trat Kaiser Wilhelm Ii. die Regieruug an,
und bei Eröffnung des preußischen Landtages erklärte er mit fester,
männlicher Sprache: „In der auswärtigen Politik bin ich entschlossen,
Frieden zu halten mit jedermann, so viel an mir liegt. Unser Heer
soll den Frieden sichern, und wenn er uns dennoch gebrochen wird,
soll es imstande sein, ihn mit Ehren zu erkämpfen."
Diese Worte hat unser Kaiser Wilhelm dadurch thatsächlich be-
stätigt, daß er gleich daraus mit den auswärtigen Mächten den Friedens-
bnnd stiftete, und wo er bereits bestand, denselben erneuerte. Dabei
wurde ihm überall in Rußland, Schweden, Italien und Österreich
die wärmste Zustimmung entgegen gebracht.
Von eben so großer Bedeutung sind die Worte, welche Kaiser
Wilhelm Ii. bei einem anderen Anlasse an die Abgeordneten des
preußischen Volkes richtete: „Ich halte mir das Wort des großen
Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster
Diener ist". Und in gleicher Gesinnung fügte er hinzu: „Mein Leben
und meine Kraft gehören meinem Volke, dessen Wohlfahrt zu fördern
die schönste Aufgabe meines königlichen Berufes ist".
Diesen Grundsätzen entspricht auch sein Handeln; denn mit un-
ermüdlicher Hingebung war er stets bemüht, den Arbeitern ein für-
forglicher Beschützer zu sein und alle staatlichen und gesellschaftlichen
Einrichtungen in den Bahnen des Gesetzes zu halten.
Bei Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals endlich in jüngster
Zeit sprach Kaiser Wilhelm Ii. in Hinblick auf Schiffahrt und Handel
ähnliche Gedaukeu aus: „Im Frieden nur kann Welthandel sich ent-
wickeln, im Frieden nur kann er gedeihen, und Frieden wollen und
werden wir aufrecht erhalten".
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm
1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
weitem die erste Stelle ein. Außer diesen werden Perlen, Mehl, Reis,
Fleisch, Bier und andere Spirituosen, Eisendraht, Messing, Waffen und
Munition eingeführt. Eingetauscht werden dafür Elfenbein, Kautschuk,
Rhinozeroshörner, Flußpferdezähue und Kopal, ein dem Bernstein
ähnliches Harz, und in jüngster Zeit Kaffee.
Regelmäßig, und zwar aller drei Wochen, fahren die Dampfer der
Deutfch-Ostafrika-Linie von Hamburg nach Ostafrika. Dieselben sind in
35 Tagen in Tanga und halten auf der Hin- und Rückreise außerdem
in Dar es Salaam und Sansibar. An die Fahrten der Hauptlinie
schließen sich die einer Nebenlinie, deren Dampfer „Wißmann" und
„Peters" den Dienst nach den übrigen Küstenorten besorgen.
Postanstalten bestehen im ganzen Schutzgebiet 20. Der Verkehr
zwischen ihnen wird durch Botenposten besorgt. Zwischen Bagamojo
und Tanga, Dar es Salaam und Kilwa sind außerdem Telegraphen-
leitungen angelegt, die nur leider oft von Giraffen zerstört werden.
Obgleich der Wert der Ein- und Ausfuhr etwa 10 Millionen
beträgt, so können die Einnahmen aus dem Handel doch nicht einmal
die bei der großen Ausdehnung der Kolonie immerhin hohen Verwaltnngs-
ausgaben decken, viel weniger aber die Kolonie zu irgend welcher Wirt-
schaftlichen Bedeutung für das Reich führen. Man sah sich deshalb in
Ostafrika nach Gebieten um, die sich zum Plantagenbau eignen
könnten. Vor allem richtete man sein Augenmerk auf Ufambara, ins-
besondere auf die auch seiner landschaftlichen Reize wegen gepriesene
Landschaft Handei. Hier sind nun durch zahlreiche Kolouisations-Ge-
fellfchaften eine ganze Reihe von Kaffeeplantagen angelegt worden.
Nach den letzten Ernten ist Aussicht vorhanden, daß der Usambara-
kafsee bald zu den guten und gern gekauften Kaffeesorten gehören wird.
Die Küstenorte unseres Schutzgebietes sind in der Richtung von
Norden nach Süden folgende:
Tanga, mit 4000 Einwohnern, hat einen der besten Häfen der
Ostküste. Von diesem Orte baut man eine Eisenbahn nach dem Kilima-
Ndscharo-Gebiet; eine Strecke von 11 km ist fahrbar.
Pangani liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses. 4500
Einwohner. In der Nähe sind Baumwollenkulturen. Die Stadt ist
ungesund, der Hafen unbedeutend.
Saadani hat 4000 Einwohner.
Bagamojo ist mit 13000 Einwohnern, unter denen viele reiche
Inder und Araber sind, der Haupthandelsort der Küste.
Dar es Salaam hat 10000 Einwohner, darunter 218 Deutsche.
Es ist Sitz des deutschen Gouverneurs und hat den schönsten Hafen
der Küste.
Kiloa, Liudi und Mikindani sind lebhafte Handelsorte des
Südens, welche ehemals durch den Sklavenhandel berüchtigt waren.
Im Innern liegt Tabora mit 15000 Einwohnern. Es ist das
Endziel der meisten Karawanen von der Ostküste.
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1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
49
einen geschmückten Hausaltar; aber im allgemeinen ist auch da eiue
mit Matten bedeckte Holz- oder Lehmpritsche die einzige Ausstattung.
Die Kleidung der Bewohner ist recht einfach. Sie tragen einen
blauen Kittel und eine zweiteilige Hose, einen Strohhut und Filz-
schuhe. Im Winter zieht man einfach noch zwei oder drei Kittel und
Hosen über.
Die Leute treiben Ackerbau, und in einigen Städten giebt es eine
blühende Glas- und Porzellan-Jndustrie. Zu den Hauptausfuhrartikeln
gehörten bisher auch Seide und Strohmatten oder Strohborten, aus
denen man in Europa die feinsten Strohhüte herstellt. Der Arbeits-
lohn schwankt zwischen 6 und 30 Pfennigen für den Tag.
Der chinesische Arbeiter ist arbeitsam und ungeheuer genügsam.
Er ist gewohnt, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu arbeiten.
Einen wöchentlichen Ruhetag kennt er nicht.
Handel und Verkehr gingen bisher vorzugsweise nach Tschifu am
Nordrande der Halbinsel Schantnng, am Golf von Tfchili.
Die heutigen Verkehrswege find aber die elendesten, die man sich
denken kann. Chausseen giebt es überhaupt nur zwei, und die nächst
erreichbare liegt außerdem 90 km von Kiautschou entfernt. Zwischen
der Bai und der Provinzialhauptstadt Tsi nan fu, eine Entfernung wie
die von Breslau nach Berlin, besteht eine Verbindung überhaupt nicht.
Von Verkehrsmitteln giebt es nur einräderige Karren, -die von
den Chinesen gezogen oder gestoßen werden. Da auch der Wassertrans-
Port wegen des nördlichen Laufes der Flüfse nicht in Betracht kommt,
so drängen die Verhältnisse ohne weiteres zum Bau von Eisenbahnen.
Unsere Regierung hat bisher drei Hauptlinien festgestellt und konzes-
siouiert, und der Vau der ersten Linie schreitet rüstig vorwärts. Die
wichtigste ist die Verbindungslinie mit der Provinzialhauptstadt mit
ihren Seitenlinien in die Kohlengebiete von Poschan und Teitschwan.
Die deutsche Regierung beabsichtigt, einen Kriegs- und einen Kohlen-
Hasen im Innern der Bai anzulegen, während der Post- und Personen-
verkehr an die Außenrhede kommt.
Wende, Deutschlands Kolonieen. 6. Aufl.
4
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Tschifu Breslau Berlin Deutschlands
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
259
Den Segen des geeinigten groen Vaterlandes versprte das deutsche Volk auch im Gebiete des tglichen Lebens. Gleiches Ma, gleiches Gewicht und gleiche Mnzen wurden eingefhrt. Am 1. Oktober 1879 trat eine einheitliche deutsche Gerichtsverfassung in Kraft, so da zu dem lang erstrebten Ziel der deutschen Rechtseinheit jetzt nur noch die Herstellung eines gemeinsamen brgerlichen Gesetzbuches fehlte, dessen erster Entwurf unter Kaiser Wilhelm nach 14-jhriger Arbeit noch vollendet worden ist.1) Das Reich bernahm auch die Post- und Tele-graphenverwaltuug und gestaltete das Eisenbahnwesen einheitlicher. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen in Preußen ist als Vorberei-tung zur Reichseisenbahn anzusehen. Den Wasserwegen, besonders der Erweiterung des Kanalnetzes wurde groe Aufmerksamkeit zugewendet. Von ganz besonderer Bedeutung fr die Verteidigung unserer Ksten durch unsere Flotte und zugleich fr die Hebung des Handels wurde aber der Plan, einen Schiffahrtskanal von der Elbmndung nach der Kieler Bucht, einen Nord-Ostsee-Kanal, zu erbauen. Der Grundsteinlegung dieses Kanals hat Kaiser Wilhelm, umgeben von den Prsidenten des Reichs-und des preuischen Landtages am 3. Juli 1887 noch beiwohnen knnen.2) Zur Hebung verschiedener Zweige des heimischen Gewerbes und zu Gunsten des Landbaues wurden Schutzzlle und zugleich zur Vermehrung der Staatseinknfte Besteuerungen wichtiger Verbrauchsgegenstnde durch Steuer-zlle eingefhrt.
Deutschlands Kolonialpolitik. Um den Deutschen im Ausland die Segnungen und den Schutz des mchtigen neuen Reiches zu teil werden zu lassen, wurde der Schutz des deutschen Handels im Auslande, der Schiff-sahrt und die Anordnung gemeinsamer konsularischer Vertretung in die Hand genommen. Die neue deutsche Flagge kam bald zu Ehren, und die deutschen Waren machten im Auslande den englischen und franzsischen den Rang streitig. Den im Auslande lebenden und strebenden Deutschen wurde ein Heim auf deutschem Boden durch Grndung von Kolonieen verschafft; groe Landstrecken in Afrika an der Westkste (Kamerun, Togo-land), an der Sdwest- und an der Ostkste, Inseln im stillen Ocean, Gebiete auf Neuguinea wurden deutsch. Regelmig fahren zur Frderung des Handels von Bremerhaven aus vom Reich untersttzte Dampfer nach Ostafrika, Ostasien, Australien und den benachbarten Inseln.
') Jetzt ist das brgerliche Gesetzbuch vllig fertiggestellt und staatlich anerkannt. Mit dem Jahre 1900 tritt es in Anwendung.
2) Der Kanal wurde im Juni 1895 als Kaiser Wilhelms-Kanal" durch Kaiser Wilhelm Ii. feierlich erffnet.
17*
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Kaiser_Wilhelm Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Afrika Kamerun Neuguinea Bremerhaven Ostafrika Ostasien Australien
1907 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Knaake, Emil
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
— 40 —
1689
1725v der ®r0fec 1689 1725. Das Streben Peters ging dahin in
Rußland die europayche Kultur einzuführen und seinem Staate den Zugang zur See und damit den unmittelbaren Verkehr mit den westlichen Staaten Europas zu verschaffen. Da er beides nur mit Gewalt gegen die altrussische Partei durchsetzen konnte, so schuf er sich mit Hilfe von Ausländern in der deutschen Vorstadt von Moskau, zumal des Schotten Gordon, ein europäisch geschultes Heer und erbaute auf dem Worouesch eine Flotte.
lß er den Türken Asow und gewann dadurch den Zuaana zum Schwarzen Meere. ; ° ny
n , ..U,m ^u Werk zu fördern, unternahm er eine Reise nach Westeuropa arbeitete als Schiftszrmmermann in Holland, studierte den Schiffsbau und berief zahlreiche Ausländer nach Rußland, um wichtige Industrien hierher
.^Pflanzen. Auf der Rückreise erhielt er die Nachricht, daß die alt-
Vf rsrtll mttaen @tre%n sich gegen die Neuerungen empört habe, aber von Gordon niedergeworsen sei.
^ Peter ließ nun nach seiner Heimkehr durch die Folter die gewünschten Geständnisse erpresten und die Strelitzeu massenhaft hinrichten und hob das ganze Korps ans. Rücksichtslos wurde auch äußerlich in Kleidung usw. abendländisches Wem verlangt. Durch Anlegung von Straßen und Kanälen, Schulen und Uuchdrucfereien hob er den Verkehr und förderte die Bildung Zum Herrn der Kirche aber machte er sich, als er nach Aufhebung der ^atnarchentourde die Leitung der Kirche einer „Heiligen Synode" ü6er= trug, deren Mitglieder er ernannte und in der^ er durch einen Ober-Prokurator vertreten war.
Den Zugang zur Ostsee verschaffte ihm der Nordische Krieg.
17_°°- 2. Der Nordische Krieg. 1700—1721.
Ursachen. Schweden war bei seinen Nachbarn verhaßt, weil es ihnen wichtige Gebiete an der See entrissen hatte und auf ihre Kosten zu einer Großmacht emporgestiegen war. Für Rußland war der Zutritt zur Ostsee eine Lebensfrage, Polen wünschte Livland zurückzugewinnen, Dänemark juchte den mit ^Schweden verbündeten Herzog von Holstein-Gottorp, der 1660 dre Unabhängigkeit gewonnen hatte, sich wieder zu unterwerfen.
Solange Karl Xi., der Sohn Karls X., in Schweden regierte, wagte Hü™ ^gnern einen Angriff, denn der König hatte nach dem unglücklichen Kriege mit dem Großen Kurfürsten seine Macht außerordentlich gestarrt. Nur auf das Wohl des Staates bedacht, verlangte er, unterstützt von dem Bürger- und Bauernstande, eine Wiederherstellung der von dem l^hen -tdel wahrend der Minderjährigkeit des Königs in Besitz genommenen königlichen Domänen und eine Untersuchung seines schändlichen Treibens und verurteilte ihn zu hohem Schadenersatz. Ferner drückte er den Reichsrat zu emer beratenden Behörde herab und setzte an die Stelle der oliaarchischen Jdelyhert’ichast das absolute Königtum. Widerrechtlich verlangte hierauf
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Extrahierte Personennamen: Gordon Gordon Peter Karl_Xi Karl Karls_X. Karls_X.
Extrahierte Ortsnamen: Europas Moskau Westeuropa Holland Nordische_Krieg Ostsee Polen Livland Schweden
1907 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Knaake, Emil
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
— 193 —
Dem Handel und Verkehr diente eines) der Bau neuer Wasserstraßen, so des Elbe-Travekanals und des Dortmund-Emskanals; ferner wurde der Bau des Mittellandkanals genehmigt, der den Rhein zunächst mit dem Dortmund-Emskanal und dann weiter mit der Weser und Elbe verbinden soll. Der Volkswohlstand hob sich in erfreulicher Weise.
Das Heer ist seit 1893 dem Zuwachs der Einwohnerzahl entsprechend ständig vermehrt worden. Seine Friedensstärke beträgt 1 Prozent der Bevölkerung. Ihn den Handel, der den ganzen Erdkreis umspannt, und Deutschland selbst zu schützen, ist durch ein besonderes Flotten-Gesetz die Verstärkung der Marine vorgesehen. Sowohl dem Handel als der Vereinigung der Ost- und Nordseeflotte dient der Kaiser-Wilhelm-Kanal. Nur durch seine stete Kriegsbereitschaft hat Deutschland den Frieden Europas gewahrt.
Vierter Z e i t r a u m.
Weltwirtschaft und Weltpomik.
1. Erwerbungen von großen Kolonialgebieten durch die Großmächte.
Die Erschließung unbekannter Länder, zumal Afrikas und des östlichen Asiens, hatte große Kolonisationsbestrebnngen und eine neue Welt-politik zur Folge. Seitdem Livingstone (1854—1856) zum ersten Male
Afrika durchquert, Burton und Speke den Tanganika und Ukerewe ent-
deckt Hatten, Gerhard Rohlfs von Tripolis zum Tschad-See und nach Lagos, Nachtigall nach Bornu und durch Wadai, Dar-Fur, Kordofan nach Ehar-tum und Ägypten gelangt war, Cameron von Sansibar zum Atlantischen Ozean vorgedrungen, Stanley 1874—1877 vom Indischen Ozean zum
Kongo gezogen war und den Lauf dieses gewaltigen Stromes festgestellt hatte, suchten die Kolonialstaaten Europas die erschlossenen Gebiete des
„dunklen" Erdteils unter ihre Gewalt zu bringen. Nachdem unter Leitung des Königs Leopold von Belgien ein Kongostaat geschaffen war, regelte die Kongokonferenz zu Berlin 1884—1885 die Verhältnisse des neuen Staates und sicherte allen Staaten Freiheit des Handels. Engländer, Franzosen und Deutsche nahmen dann große Gebiete in Besitz. England brachte den Suezkanal durch Erwerb der meisten Aktien in seine Gewalt, besiegte den Mahdi und machte (seit 1882) Ägypten mit seinen Nebenländern bis zu den Quellseen des Nils von sich abhängig. Es erwarb Britisch-Ostasrika, Sansibar, Witu und Uganda, im Westen das Aschantiland und das Nigergebiet und eignete sich den größten Teil von Südafrika durch Eroberung
Knaake, Lehrbuch der Geschichte. Iii. 13
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Extrahierte Personennamen: Livingstone Burton Gerhard_Rohlfs_von_Tripolis Lagos Cameron_von_Sansibar Stanley Leopold_von_Belgien Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Deutschland Europas Afrikas Asiens Afrika Tschad-See Bornu Atlantischen_Ozean Europas Berlin England Sansibar Uganda
98 X. 3m neuen Deutschen Reich.
Forsten und Domänen, Bergwerken und Salinen, die ihm besonders ae-hören, und die der Landesherr verwalten läßt. Die oberste Verwaltung der Staatseinnahmen liegt dem Finanzminister ob. Die Rechnungen über den Staatshaushalt werden von der Oberrechnnngskammer geprüft, und mit Bemerkungen versehen zur Entlastung an den Landtag zurückgesandt.
57. Das deutsche Kand und Kolk in der Gegenmart.
Deutschland gehört jetzt zu den schönsten Ländern der Erde. Es bietet alles, was der Mensch zum Leben bedarf. Herrliche Weiden, üppige Fluren, stolze Saatfelder und wohlgepflegte Gärten erfreuen das Auge. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge. In den Gründen breitet die gewaltige Eiche ihre Krone; hoch oben auf den Bergen erheben Buchen und Tannen ihr Haupt. An Abhängen und Hügeln wachsen vielerorts Trauben. Die Wälder und Felder sind wohlgepflegt, der Flüsse Lauf ist geregelt, scharfe Grenzen scheiden die nachbarlich gelegenen Besitzungen und wehren dein Streite und der Nachlässigkeit in der Benutzung des Bodens Gute Feldwege und feste Landstraßen, Eisenbahnen und Kanäle durchschneiden die Fluren nach allen Richtungen und lassen die einzelnen Teile einer Feldmark, sowie die des ganzen Landes schnell und bequem erreichen, während sie anderseits dem Weltverkehre die Wege öffnen. Ein wohlgeordnetes Post- und Telegraphenwesen spannt wie ein dichtes Netz seine Fäden über das ganze Land, schafft eine schnelle und billige Verbindung mit allen Teilen des Jn-und Auslandes und läßt einen geeigneten Wettbewerb mit den Erzeugnissen der Kunst und des Bodens auf dem Weltmärkte zu. Die, deutsche Landwirtschaft, das Gewerbe und die Industrie haben sich eine ehrenvolle Stellung auf dem Weltmärkte errungen und gezeigt, daß die Deutschen imstande sind, mit anderen Kulturvölkern ebenbürtig in die Schranken zu treten. Auch der Bergbau wird rege betrieben und die Schiffahrt auf den Weltmeeren und den Binnenwäffern wohl gepflegt. — Das deutsche Land ist aber nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt gegen Morgen wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Bewohner Deutschlands können sich gegen den Neid, die Habsucht und den Übermut fremder Völker auf nichts verlassen als auf ihre Kraft: es giebt für sie keine Sicherheit als in festem Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit.und in ihrer sittlichen Macht.
„Einigkeit und Recht und Freiheit Für das deutsche Vaterland! Danach latzt uns alle streben Brüderlich mit Herz und Hand. Einigkeit und Recht und Freiheit Sind des Glückes Unterpfand. Blüh' im Glanze dieses Glückes! Blühe, deutsches Vaterland!"
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Ix. Die Zeit des Ringens nach Freiheit und Einheit. 77
löhner hat in der übrigen Zeit wenig Gelegenheit, Arbeit und Verdienst zu finden. Dadurch werden die Arbeiter der Stadt und Fabrik zugetrieben. Viele meinen, die Maschine nehme den armen Leuten Arbeit und Brot. Das ist nicht der Fall. Die Maschine nimmt nicht die Arbeit, sondern verändert sie nur; Millionen Menschen finden heute beim Eisenbahnbau, in den Maschinenwerkstätten und Fabriken Beschäftigungen, die es sonst nicht gab; aber die Zahl der Ackerbauer und Handwerker, der Leute mit kleinem Eigentume und die Zahl der Landarbeiter wird durch die Maschine vermindert, während sie die Zahl der Fabrikarbeiter, der Großstädte und Millionäre vermehrt. ^Besonders groß ist Deutschlands Fabrikthätigkeit in Webereien und der Herstellung von Eisenwaren. Krupps Geschütz-sabrik in Essen ist die bedeutendste der Welt.
Genossenschaften. Die Dampfmaschine hat große Geschäftsbetriebe hervorgerufen. Kapitalisten thun sich zusammen, um Gesellschaften oder Genossenschaften zu gründen. Da solches Zusammenwirken vorteilhaft ist, so hat der Staat besondere Gesetze dafür geschaffen. Die Gesellschaften oder Genossenschaften lassen ihre Geschäfte durch Direktion, Aufsichtsrat und andere Angestellte führen. Damit aber bei etwaiger Überschuldung des Unternehmens der Gläubiger jemanden hat, an den er sich halten kann, so bestimmen die Gesetze eine Haftpflicht, wonach jeder Teilnehmer entweder mit feinem ganzen Vermögen oder mit einem bestimmten Teile desselben für etwa entstehende Schulden im Unternehmen haften muß.
2. Dampfschiffe und Eisenbahnen. Eine wichtige Anwendung hat die Dampfmaschine bei den Schiffen und Eisenbahnen gefunden. Das erste Dampfschiff wurde bereits im Jahre 1806 in Nordamerika gebaut; heute fahren täglich Tausende derselben auf Meeren und Strömen. Der Verkehr mit anderen Erdteilen hat erst durch die Dampfschiffe den jetzigen Umfang angenommen. Der Engländer Stephenson erbaute 1829 die erste Lokomotive. In unserem Vaterlande wurde die erste Eisenbahn mit Dampfbetrieb im Jahre 1835 zwischen Nürnberg und Fürth dem Verkehre übergeben. Seit der Zeit haben sich die Eisenbahnen derart vermehrt, daß es kaum noch ein Dorf giebt, das nicht in nächster Nähe eine Eisenbahn hätte oder mehr als einige Stunden davon entfernt läge.
Weite Wegstrecken, die sonst mühsam und mit Gefahr zurückgelegt wurden, werden heute schnell und bequem auf der Eisenbahn befahren, und das Reisen kostet weniger Geld als früher. Mittelst der Eisenbahn kommt jedes brauchbare Ding schnell an feinen Ort und zu seinem Werte. Übergroße Teuerung oder gar Hungersnot, wie sonst, können jetzt nur schwer entstehen. Die Eisenbahn ist daher der Menschheit zum großen Segen geworden. Auch für die Einigung des deutschen Volkes war die Eisenbahn von Bedeutung. Durch den regen Verkehr rückten sich die Bewohner näher, lernten sich besser kennen und wünschten immer lebhafter, wieder ein Volk zu sein, wie es vor alters gewesen war.
3. Telegraph und Fernsprecher. Von großem Einfluß aus den Verkehr sind auch der Telegraph oder Fernschreiber und der Fernsprecher geworden. Schon früher verständigte man sich durch besondere Zeichen auf weite Strecken. Den ersten Telegraphen in der heutigen Form haben die Professoren Gauß und Weber in Göttingen im Jahre 1833 angelegt. Er wurde mit der Post in Verbindung gebracht; auch die Eisenbahn wandte ihn an; diese könnte ohne ihn gar nicht mit der nötigen Sicherheit verkehren. — Der Fernsprecher gewinnt gegenwärtig
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
98 X. 3m neuen deutschen Reich.
Forsten und Domnen, Bergwerken und Salinen, die ihm besonders gehren, und die der Landesherr verwalten lt. Die oberste Verwaltung der Staatseinnahmen liegt dem Finanzminister ob. Die Rechnungen der den Staatshaushalt werden von der Oberrechnungskammer geprft, und mit Bemerkungen versehen zur Entlastung an den Landtag zurckgesandt.
57. Das deutsche Kand und Uolk m der Gegenwart.
Deutschland gehrt jetzt zu den schnsten Lndern der Erde. Es bietet alles, was der Mensch zum Leben bedarf. Herrliche Weiden, ppige Fluren, stolze Saatfelder und wohlgepflegte Grten erfreuen das Auge. Fruchtbume prangen in unermelicher Menge. In den Grnden breitet die gewaltige Eiche ihre Krone; hoch oben auf den Bergen erheben Buchen und Tannen ihr Haupt. An Abhngen und Hgeln wachsen vielerorts Trauben. Die Wlder und Felder sind wohlgepflegt, der Flsse Lauf ist geregelt, scharfe Grenzen scheiden die nachbarlich gelegenen Besitzungen und wehren dem Streite und der Nachlssigkeit in der Benutzung des Bodens Gute Feldwege und feste Landstraen, Eisenbahnen und Kanle durchschneiden die Fluren nach allen Richtungen und lassen die einzelnen Teile einer Feldmark, sowie die des ganzen Landes schnell und bequem erreichen, während sie anderseits dem Welt-verkehre die Wege ffnen. Ein wohlgeordnetes Post- und Telegraphen-wesen spannt wie ein dichtes Netz seine Fden der das ganze Land, schafft eine schnelle und billige Verbindung mit allen Teilen des In-und Auslandes und lt einen geeigneten Wettbewerb mit den Er-zeugnissen der Kunst und des Bodens auf dem Weltmarkte zu. Die deutsche Landwirtschaft, das Gewerbe und die Industrie haben sich eine ehrenvolle Stellung auf dem Weltmarkte errungen und gezeigt, da die Deutschen imstande sind, mit anderen Kulturvlkern ebenbrtig in die Schranken zu treten. Auch der Bergbau wird rege betrieben und die Schiffahrt auf den Weltmeeren und den Binnenwssern wohl gepflegt. Das deutsche Land ist aber nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt gegen Morgen wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Be-wohner Deutschlands knnen sich gegen den Neid, die Habsucht und den bermut fremder Völker auf nichts verlassen als auf ihre Kraft; es giebt fr sie keine Sicherheit als in festem Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit und in ihrer sittlichen Macht.
Einigkeit und Recht und Freiheit Fr das deutsche Vaterland!
Danach lat uns alle streben Brderlich mit Herz und Hand.
Einigkeit und Recht und Freiheit Sind des Glckes Unterpfand.
Blh' im Glnze dieses Glckes!
Blhe, deutsches Vaterland!"
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53. Verkehrsanstalten ln Offenvach.
1. Mit Ausnahme der großen Handelsstraße, die an unserer Stadt vorbei gegen Frankfurt zog, gab es früher keine eigentlichen Landstraßen. Auf völlig zerfahrenen und holperigen Feldwegen mußten die Waren mit Wagen, auf Schiebkarren oder in Körben befördert werden. Heute führen von allen Nachbargemeinden gute, fahrbare Straßen nach unserer Stadt. Die Eisenbahnen, die Post, die Telegraphen- und Telephonverbindung, die Straßenbahn, die feste Brücke und die Überfahrt befördern den Verkehr besonders. Auch die Durchbrüche und die Verbreiterung von Straßen haben zur Hebung des Verkehrs viel beigetragen.
2. Nach Vollendung der Kunststraße nach Seligenstadt und Aschaffenburg (1824) giug ein Postkurs wöchentlich zweimal nach Aschaffenburg und wieder zurück; von 1837 an suhr ein Eilwagen täglich diese Strecke. Zur Zeit, der Messen wurde noch ein besonderer Kurs von Fußboteu errichtet, welche die Briefe von und nach Frankfurt brachten. 1834 trat auch ein Postkurs von Darmstadt über Offenbach nach Gießen und wieder zurück in Kraft. Die frühere Postverbindung mit andern Städten ersetzt jetzt die Eisenbahn; sie hat die Brief- und Paketbeförderung ganz übernommen. Die gelben Postwagen verkehren fast nur noch in der Stadt. Das alte Postgebüude in der Frankfurter Straße hat feit 1879 einem schönen Neubau Platz gemacht. In unserer Stadt werden jetzt täglich sechsmal die Briefe ausgetragen. Zur Bewältigung des Postverkehrs sind gegenwärtig 120 Beamte und Hilfsbeamte angestellt. Das gesamte Post- und Telegraphenwesen unserer Gegend steht unter der Leitung der Oberpostdirektion in Darmstadt.
3. Von unsern Eiseubahnen ist die Lokalbahn die älteste. Im Jahre 1848 wurde sie auch für den Personenverkehr eröffnet, nachdem sie vorher nur dem Güterverkehr gediente hatte. Da heute der Verkehr zwischen Frankfurt und Offenbach sehr lebhaft ist, hat die Eisenbahnverwaltung die Einrichtung getroffen, daß auf der Lokalbahn jede halbe Stunde ein Zug von Offenbach nach Sachsenhansen und wieder zurück fährt. Offenbach ist ferner Haltestelle der Linie Frankfurt-Bebra. Auch die schon seit Jahrzehnten geplanten Nebenbahnen durch den Rodgau sind jetzt dem Betriebe übergeben. Es sind dies die Linien Offenbach-Reinheim und Offenbach-Dietzenbach. Dem Personenverkehr in der Stadt selbst, sowie nach Oberrad und Sachsenhausen dient seit 1884 die elektrische Straßenbahn. Neben all diesen Beförderungsmitteln herrscht ein großer Wagenverkehr. So fahren z. B. etwa 600 Fuhrwerke täglich auf der Straße zwischen Offenbach und Frankfurt; beinahe 800 000 Ctr. Güter werden täglich durch Fuhrwerke auf dieser Straße befördert.
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